Ent-Falten meines Potentials

Peter Hofmann

Wie mein Körper mir mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Verkörperungsübung einen Ausweg aus einer festgefahrenen Situation zeigte.

Social Presencing Theater (SPT) ist eine körperbasierte Methode sowie eine soziale Kunst-Praxis, die unter der Führung von Arawana Hayashi entwickelt wurde, zum besseren Verständnis der gegenwärtigen Realität und zur Erforschung von neuen Wegen und Perspektiven. SPT kann mit Einzelpersonen, Gruppen, Organisation und auch auf der Ebene von größeren sozialen Systemen angewandt werden. Es ist kein "Theater" im konventionellen Sinn, sondern verwendet einfache Körperhaltungen und Bewegungen, um limitierende Denkmuster zu überwinden und auf Intuition zuzugreifen. Social Presencing Theater ist eng mit der Theorie U verbunden, einem weit verbreiteten und bekannten Modell für transformativen Wandel. Das Presencing Institute an der MIT-Universität in Boston setzt SPT seit über zehn Jahren effektiv in Wirtschaft, Politik und der Zivilgesellschaft ein, unter anderem an Brasilien, Indonesien, China, Europa und den Vereinigten Staaten.

Das übliche Muster, wie ich lange Zeit mit festgefahrenen Situationen („Stucks“) in meinem Leben umgegangen bin, war es, sie durchzudenken, sie mit der Familie oder Freund*innen zu besprechen und dann darüber zu reflektieren. Es funktioniert, nach seiner (meiner?!) eigenen Logik, da ich oft eine Idee davon bekam, wie die festgefahrene Situation überwunden werden kann und was als nächstes zu tun ist.

Manche „Stucks“ kehren allerdings zurück.

Einer meiner wiederkehrenden (Lebens-)“Stucks“ könnte heißen: “Bedürfnis nach Harmonie und Konformität”. Dies hat sich mir in vielfältiger Art und Weise gezeigt wie: Schwierigkeiten im Umgang mit Konfliktsituationen oder Aggressionen, meine Meinung in Diskussionen klar zum Ausdruck zu bringen, Irritationen zu äußern oder etwas Ungewöhnliches oder Unkonventionelles vorzuschlagen. Manche Muster davon konnte ich transformieren, einige kehren immer noch zurück.

Es gibt Weisheit im Körper, die hilfreich sein kann bei festgefahrenen Situationen, da jeder „Stuck“ eine physische Manifestation hat.

In den letzten Jahren fühlte ich mich des öfteren „stuck“, als es darum ging, den Mut zu haben, Aktivitäten in mein berufliches Handeln zu integrieren, die in einigen Kontexten noch merkwürdig oder sogar “esoterisch” anmuteten: zB. Meditation, Verkörperungsübungen oder auch achtsame Kommunikationsmethoden wie der „Way of Council“. Und obwohl ich gute Gründe hatte, warum sie wirksam sein würden, und ich wusste, dass ich es einfach nur in einer authentischen und

rücksichtsvollen Weise tun sollte, fühlte sich mein Körper mehr als einmal „stuck“, und ich konnte es nicht tun.

 

Durch Social Presencing Theater (SPT) lernte ich die Verkörperungsmethode „Stuck“ kennen. SPT geht von der Überzeugung aus, dass es im Körper eine Weisheit gibt, die

in festgefahrenen Situationen hilfreich sein, da jedes Steckenbleiben eine physische Manifestation hat. Diese Übung schlägt vor, die festgefahrene Situation zu verkörpern oder mit anderen Worten seinem Körper eine Form dazu finden zu lassen. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind diese Körperformen oder Skulpturen oft unangenehme Haltungen – denn am Ende des Tages ist es ein “Stuck”!

Mit voller Präsenz und Langsamkeit erlaubt man dem Körper, sich aus dieser ersten „Stuck“-Position in eine Richtung oder Haltung zu bewegen, die vielleicht nachhaltiger und angenehmer ist als die anfängliche Position. Diese zweite Haltung oder Form ist nicht “die Lösung”, sondern in der Bewegung dorthin liegt potenzielle Weisheit. Gleichzeitig sollte man dieser Erfahrung nicht zu schnell eine kognitive Bedeutung geben, denn dieser Prozess arbeitet  auch ohne darüber nachzudenken auf der somatischen Ebene.

Ich muss mich in meine Verletzlichkeit hineinlehnen.

Wie hat es mir also mit meinem „Stuck“ geholfen? Als ich das letzte Mal meine zuvor beschriebene festgefahrene Situation verkörperte geschah etwas Außergewöhnliches. Die erste Körperposition (der manifestierte „Stuck“) war leicht nach hinten gebogen, der Blick mehr in Richtung des Bodens und mit einer Hand ausgestreckt und der anderen Hand vor dem Gesicht. Meine kognitive Intelligenz würde mir sagen, ich soll meinen Körper aufrichten, fest stehen und einen klaren Blick nach vorne haben. Mein Körper jedoch beugte sich noch mehr nach vorne, kniete sich hin und dann berührten meine Hände vorsichtig meinen Herzbereich.

Meine Kolleg*innen, die meine Körperreise beobachteten bemerkten in der zweiten finalen Körperposition eine entspannte Körperhaltung und ein fröhliches Gesicht und ich hatte es auch wirklich gespürt. Ich fühlte mich weich und folgende Worte kamen zu mir: “Ich muss mich in meine Verwundbarkeit hineinlehnen”.

Es fühlte sich wirklich wie ein Bewusstseinswandel an und in der kurzen Zeit, die seither vergangen ist, bemerke ich, dass es mir leichter fällt, Aktivitäten vorzuschlagen, die mir am Herzen liegen, auch wenn sie ungewöhnlich sein mögen.

 

Was ist eine wiederkehrende festgefahrene Situation in deinem Leben?

Wie gehst du normalerweise damit um?

Hast du schon einmal versucht, der Situation mit deinem Körper eine Form zu geben?

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